Als ich Samstag abend mit einem alten Bekannten bei einer Tasse Bier auf einer Terasse bei Stuttgart saß und wir ein wenig über das Web 2.0 in's philosophieren kamen (ja, selbst am Wochende fällt es mir schwer, solche Themen ruhen zu lassen), kam mir eine merkwürdige Erkenntnis. Sie ist vermutlich nicht ganz neu, aber ich kann mich aktuell nicht daran erinnern, sie letztlich schon einmal irgendwo gelesen zu haben:
Wie lange werden wir eigentlich noch unsere lokalen Festplatten benötigen?
Das mag - in Zeiten ständig anwachsender Festplattenkapazitäten - vollkommen absurd klingen. Andererseits ist es der nächste logische Schritt nach der Etablierung des Webtops (der zunehmenden Ersetzung von Desktop-Anwendungen durch Web 2.0 Applikationen). Mir ist das letztlich beim Umstieg auf mein neues MacBook aufgefallen. Nachdem ich Firefox und MS Office installiert hatte, konnte ich mit der Arbeit eigentlich sofort beginnen - auch ohne die ca. 30 Gigabyte an Dokumenten von meinem alten Notebook auf die neue Maschine zu kopieren. Die meisten Dokumente, die ich im Alltag benötige, habe ich irgendwann einmal als Email-Anhang versendet oder erhalten. Und damit habe ich Zugang zu ihnen, sobald ich Internet-Zugang habe und mich über Firefox in meinen GMail-Account eingeloggt habe.
Zugegeben: richtig komfortabel ist der Umgang mit Email-Anhängen nicht. Download, Speichern-unter, Upload etc. sind noch umständlicher als ein Doppelklick auf ein Symbol auf dem Desktop. Aber das kann doch eigenlich nur eine Frage von ein klein bisschen Technik sein - die mir über eine Betriebssystemerweiterung alle Anhänge als eine Art virtuelles Laufwerk auf den Schreibtisch legt. Und mit Technologien wie VSDL sollte es auch keine Probleme mit den Zugriffszeiten auf diese Daten mehr geben.
Irgendwie bin ich mir sicher, dass ein solches System, nennen wir es Google Disk, in den Google-Labs schon läuft. So etwas kostenfrei zur Verfügung zu stellen, scheitert vermutlich noch an den dafür benötigten Plattenkapazitäten (nicht bei mir, bei Google; statt 2 - 3 Gbyte pro User nun 20 - 30). Aber diese Hürde wird ja nach Moore's Law über kurz oder lang sowieso übersprungen.
Das wäre zumindest eine sinnvolle Anwendung für fabrikhallengroße Rechenzentren mit eigenen Kraftwerken. :)
Ich will damit nicht behaupten, dass lokale Festplatten in naher Zukunft wirklich überflüssig werden. Aber ich denke, sie werden mehr oder weniger lediglich noch eine Art Cache für einen Datenraum bilden, der sich im Wesentlichen auf Servern irgendwo im Internet befindet. Es wird noch Festplatten geben - aber ich werde sie als Normal-Anwender kaum noch wahrnehmen. Merkwürdige Vorstellung ... aber genau genommen unausweichlich.
siehe auch Was wird Google's nächster Coup? aus dem Jahre 2004;)
Technorati Tags: ajax, google, googlewatching, net business, web 2.0
Recent Comments