Nein, das stellt keinen Versuch dar, mit Gewalt in den Suchmaschinen-Rankings weiter zu kommen, sondern ein Nachtrag zu Wie man ein erfolgreiches Blog aufsetzt. Irgendwie hat Typepad den Beitrag nämlich merkwürdig gekürzt und verwurstet (oder ich habe einen Fehler gemacht ….)
Thema ist: „Wie mache ich mein Blog beliebt/bekannt bzw. wie bekomme ich eine möglichst große Zahl von Besuchen?“. Ganz einfach:
That special “something” isn't a gimmick. That “something” is content. Great content that causes people to link to you is not an easy thing to produce. It takes work. ...Ok, hatten wir so befürchtet. Also kein einfacher, schneller Weg zu Ruhm und Reichtum. Mist!
Bleibt die Frage, ob es immer Ziel eines jeden Weblogs ist, ein maximal großes Publikum zu erreichen?
Mal ein paar Gedanken, wieso das letztendlich für die große Zahl der Blogs unwichtig ist …
Zunächst einmal ist Bekanntheit oder zumindest Sichtbarkeit schon „irgendwie reizvoll“… Ich muss beschämt zugeben, dass selbst ich in meiner sprichwörtlichen Bescheidenheit mir fast in die Hose gemacht habe vor Stolz, als vor ein paar Tagen Doc Searls Notizen aus der Provinz erwähnt hat. Mein mickriges Blog verlinkt bei Doc Searls, Wahnsinn!
Weblogs mit ihren einfach messbaren „Erfolgskriterien“ (Views, Visits, Technorati-Ranking) neigen natürlich auch dazu, den Wettbewerbssinn, der in den meisten von schlummert (oder offen zu Tage tritt) massiv anzustacheln. Und da im Kreise der Blogger immer noch überproportional viele relativ junge Männchen vertreten sind, bei denen der Testosteron-Level naturgemäß hoch ist, bleiben Hahnenkämpfe nicht aus.
Das kann aber bestenfalls eine vorübergehende Phase sein, die mit wachsender Verbreitung des „Phänomens Blog“ ihr natürliches Ende findet. Wenn auf jeden potentiellen Leser ein Weblog-Autor kommt (OK, ich übertreibe), werden die Zugriffszahlen der meisten Weblogs im niedrigen zweistelligen Bereich liegen. Was auch kein Grund zu Selbstmordgedanken beim Autor sein wird …
Das Streben nach Sichtbarkeit und „Erfolg in der großen Zahl“ hat mit dem Mythos des „öffentlichen“ Tagebuchs und des „Personal Publishing for the Masses“ zu tun. Das ist zwar ein Mem, das innerhalb und außerhalb der Blogosphere weit verbreitet ist, die Zukunft privater Weblogs aber sicherlich nicht vollständig beschreibt.
Private Weblogs und ihre Derivate werden persönliche Journale, Zettelkästen, Notizbücher, Fotoalben etc. werden. In Ansätzen passiert das schon heute. Ich werde solche Sammluingen für mich zusammenstellen, sie in meiner Familie und Freunden zeigen. Vielleicht sind sie öffentlich, vielleicht nicht, vielleicht auch nur Teile davon. Es wird Tools geben, die es mir ungleich leichter als heute erlauben, diese Notizen, Bilder, Schnippsel, Erinnerungsfetzen und Überlegungen zu erfassen und wieder zu erschließen. Siehe Projekte wie Nokia Maypole oder das (Fast-)Produkt Lifeblog. Auch bei Marc Canter gibt es einige - wie üblich konfuse aber interessante Überlegungen zum Mem Lifeblog.
Im beruflichen Umfeld werden Teile meines Blogs zu Active Resumees werden. Einer Darstellung meines Lebenslaufs, meiner Stärken, meiner Referenzen. Persönliche PR sozusagen. Siehe auch Jon Udells Überlegungen dazu.
Der Erfolg (welcher „Erfolg“?) solcher Blogs ist nicht in Zahlen zu messen. Habe ich wirklich etwas davon, dass jeder mein Tagebuch liest, in meinem Zettelkasten wühlt? Welche Befriedigung verschafft es mir, wenn sich möglichst zehntausende fremder Menschen die Babyfotos meiner Kinder ansehen?
Nein, für diese Art Weblogs ist es nicht entscheidend, wie viele andere Menschen sich das ansehen, sondern dass es die richtigen tun - die, die sich für meine Person interessieren, mit denen ich emotional verknüpft bin oder denen ich etwas von mir persönlich zeigen möchte.
Da wir uns nicht kennen müsste es Dir also eigentlich egal sein, dass ich das hier gelesen habe UND dass ich Dir im Prinzip zustimme. ;)
Posted by: Martin | Thursday, 17 June 2004 at 12:33
Ich habe ja bis heute nicht einmal die wichtigsten Emoticons gelernt, nehme aber aus emotionalem Selbstschutz an, dass das ein freundliches Schmunzeln war. Klar freu ich mich über Zustimmung. Jede Gelegenheit zum Freuen sollte man nutzen...
Und wenn Du gemault hättest, wär's mir egal gewesen. Ich kenn' dich ja nicht.
Spass beiseite: Was ich in obigem Post locker weggelassen habe, waren natürlich Eitelkeitsblogger (wie ich) und die schon erwähnte Freude, wenn jemand mir zustimmt.
Aber zumindest Letzteres bestärkt bei genauerem Hinsehen eigentlich die Fragwürdigkeit der "grossen Zahlen". Ich freu mich viel mehr, in einen kleinen - wenn auch oberflächlichen - Dialog mit einer Person einzutreten, die ein bißchen nett zu mir war, als wenn mein Logfile mir sagt, dass 1000 stumme Fremde meinen Post gesehen haben - solange ich da kein Geld für bekomme. Die emotionale Nähe zu einer Person ist ansonsten ein gewaltiger Multiplikator jedes Visits oder Kommentars auf einem einigermaßen persönlichen Blog.
Posted by: Markus | Thursday, 17 June 2004 at 16:48