Was passiert, wenn man einer Horde von Bastlern Bauklötze, Werkzeug, alten Schrott - halt "Zeugs" - hinwirft? Richtig! Sie fangen an, zu basteln. Genau das passiert im Moment in massiver Form im Web. Und das "Zeugs" und die Werkzeuge sind extrem mächtig: Es sind Serverfarmen mit Hunderten oder gar Tausenden von Rechnern. Über deren APIs, offene, im Web zugängliche Schnittstellen, über die die Programme auf diesen Servern "ferngesteuert" werden können, lassen sich neue Anwendungen bauen, von denen die Entwickler der Programme auf diesen Serverfarmen nie geträumt haben.
Nein, ich rede nicht über irgendwelche obskuren Hacker-Keller oder -Dachkammerstuben. Diese Serverfarmen stehen bei eBay, Amazon, Google, neuerdings bei Feedster, Blogger, Feedburner, Bloglines, Flickr, del.ici.us etc. Alle diese Plattformen bieten mehr oder weniger gut gemachte APIs und haben nichts dagegen, wenn diese von aussen genutzt werden - sie fördern das teilweise sogar. Natürlich ist, ober besser: "war" das nicht unbedingt etwas für unbedarfte Laien ("Dont't try ths at home, kids ...") Und, wer sich anschaut, welche gewaltigen Dokumente die Arbeitsgruppen im Kontext der W3C produzieren, die die Zusammenarbeit zwischen Webservices regeln wollen, mag erschrecken.
Tatsächlich geht es aber auch viel einfacher. Ein paar RSS-Feeds abgefangen, gefiltert, ein bisschen Scripting drumherum und fertig ist eine neue Anwendung. Nix Perfektes, halt "gebastelt", mit Heftzwecken, Tape und Klammern zusammengesetzt. Aber es funktioniert. Siehe die Möglichkeiten bei Feedburner, den von mir vorschlagenen funktionalen Baukasten für das Zusammendengeln von Feeds oder auch atomflow, ein kleines, privates Projekt, von Leuten, die nicht nur schreiben - wie ich - sondern tun (danke Thomas).
Hier geht die Musik ab! Und ich denke, in ein oder zwei, spätestens in drei Jahren werden wir weite Teile des Webs nicht mehr wieder erkennen. Marc Canter dazu "We're building a Web OS".
Faaaszinierend, wie Mr. Spock sagen würde.
Rss Feeds sind für vieles eifach zu unflexibel und für einen geübten Bastler ist die Google oder Amazon Soap Api auchnicht soo schwer zu bedienen :-)
Posted by: Johny | Friday, 27 August 2004 at 10:09
"für einen geübten Bastler" ja. Das sind mir aber viel zu wenige, um wirklich Gas auf die Kette zu kriegen. Was wir jetzt (bald) mehr und mehr sehen werden, sind Leute, die gute Ideen, Connections, gute Inhalte haben, die keine Software-Entwickler sind oder werden wollen - und trotzdem neue Projekte online schieben werden - ohne dafür erst ihre Geek-Freunde überzeugen oder genügend Geld für aufwendige Entwicklungen zusammenkratzen zu müssen.
Dann wird's richtig interessant.
Posted by: Markus Breuer | Friday, 27 August 2004 at 10:41
Ich finde es gar nicht so schlimm (was vielleicht auch daran liegt, dass ich mich manchmal selbst als solcher bezeichne), dass diese "Zukunft" im Moment nur von geübten Bastlern gestaltet wird .
Die "Zukunft" beginnt nunmal gerade erst, und selbst Bastler und Geeks müssen selbst erstmal herausfinden, was alles möglich ist und was davon (für sie) Sinn macht.
Irgendwann, wenn die Geeks/Bastler genug gespielt haben, damit andere Leute es auch verstehen können, wird das Ganze erst so richtig los gehen. Dann können nämlich richtig viele Menschen ihre Ideen einbringen.
Nur meine (vielleicht ein wenig arrogante?) Meinung.
Posted by: Benjamin Reitzammer | Friday, 27 August 2004 at 12:25
Nicht arrogant aber "ich-zentrisch". Ich glaube daran, dass je mehr Leute basteln, umso mehr Ideen auf den Markt kommen -- gute und schlechte! Die schlechten fallen aber von selbst durchs Rost. Je früher und je mehr Ideen, desto besser.
Und die Fertigkeit der Programmierens als Qualifikationskriterium für das Herumbasteln mit Inhalten, Funktionalitäten, Vernetzungen, Kommunikation etc. scheint mir nicht das ideale Filter-Kriterium zu sein. (Nicht als Kritik gemeint, bin selbst gelernter SWE). Es ist nicht entscheidend, was für DIE "Sinn macht". Letzters ist ein Denkfehler, an dem derzeit ein Teil der Open-Software-Gemeinde krankt ...
Posted by: Markus Breuer | Friday, 27 August 2004 at 13:05
Da habe ich mich anscheinend ein wenig misverständlich ausgedrückt. Wenn ich so darüber nachdenke trifft meine Aussage auch nur auf einen Teil der angesprochenen Technologien zu.
Die neuen Zukunfts-Technologien und/oder Anwendungen, wie jetzt z.b. atomflow oder Atom im allgemeinen, sind primär von Technikern entwickelte/angefangene/ausgedachte Dinge. Die klassische "itch-scratch-software". Es funktioniert nicht, oder nicht gut, also wird ein Ersatz geschaffen.
Das diese Techniken/Anwendungen, dann erstmal nicht allen zugänglich sind, einfach aufgrund der Tatsache, weil nur wenige sie anfangs verstehen, ist normal. Das ist noch nicht mal etwas SWE spezifisches, sondern findet sich in allen "Ingenieurs-Bereichen" (dazu zaehle ich die SWE jetzt der Einfachheit halber mal).
Natürlich ist es gut, wenn von Anfang so viele und breit gestreute Ideen wie möglich getestet/diskutiert werden. Aber es kann nunmal keine Krankenschwester mit einem Kernphysiker über die Entwicklung eines Atomkraftwerks diskutieren (schlechtes Beispiel, aber ich denke, jeder weiss was gemeint ist).
Je "jünger" eine Technologie ist, desto kleiner ist der Kreis, der damit arbeitet. Wenn die Technik irgendwann eine gewisse Reife erreicht hat, können immer mehr Menschen an der Diskussion/Weiterentwicklung teilhaben.
Du hast Recht, dass ich noch nicht mal arrogant, eher realistisch.
Aber, um nochmal auf dein Kommentar einzugehen: Ich bin auch gespannt, was demnächst Nicht-Techniker aus dem "Netz" machen. Und mit Netz meine ich schon lange nicht mehr das "Web".
Posted by: Benjamin Reitzammer | Friday, 27 August 2004 at 13:56