Warum Tagging cool ist (und was, verdammt noch mal, "Tagging" überhaupt ist)? Hier ein bisschen Gestammel zu dem Thema. Und weil Tagging so eine gute Idee ist, gehe ich davon aus, dass das bald in einiger neuer Software zu finden sein wird.
Hier beschreibt zum Beispiel Tom Coates, wie er sich die Integration von Tagging in die Bookmark-Verwaltung seines Browsers vorstellt: Towards tag-based bookmark management in web browsers? Ich bin zwar der Meinung, dass del.icio.us schon einen recht guten Job bei dem Thema macht und würde mir höchstens noch eine bessere Synchronisation zwischen del.icio.us und Firefox wünschen. Das Konzeptpapier von Tom ist aber in jedem Fall lesenswert, weil es eine IMHO recht elegante Integration des Tagging-Konzepts in die Oberfläche eines Programms beschreibt.
Tagging rulez!
Ich verstehe ehrlich gesagt die plötzliche Aufregung um das "Tagging" nicht. Dabei geht es doch nur um die Eingabe von ein paar simplen Metadaten, Bibliothekare machen das schon seit Jahrhunderten. Auch in der Datenverarbeitung hat sich dieses Verfahren doch schon lange etabliert. So bietet mir beispielsweise der Notes-Kalender schon seit Jahren an, Termine als "Besprechungen", "Erinnerung" oder "Jahrestag" zu kennzeichnen.
Posted by: Wolfgang Sommergut | Monday, 11 October 2004 at 12:15
Bibliothekare machen das. User von Software üblicherweise nicht, ungern oder schludrig (die nachvollziehbaren Gründe dafür will ich hier nicht in aller Breite auswalzen. Kann man anderswo nachlesen.) Ich habe vor nicht allzu langer Zeit selbst ein - nicht kleines - Intranet-Projekt in den Sand gesetzt, weil die User nicht zu sinnvoller Vergabe von Metadaten zu motivieren waren. Völlig richtig: Metadatenvergabe und Kategorisierung ist nicht neu. Tagging macht einige Details aber anders. Und die User akzeptieren es deshalb auf einmal; und zwar freiwillig und mit Begeisterung - weil sie sofortiges Feedback zum Nutzen für sich selbst bekommen. DAS ist neu.
Zusammenstellung von ein paar Links zur Frage "Was ist neu?", die auch kritische Stimmen verlinkt, hier: http://notizen.typepad.com/aus_der_provinz/2004/09/wieso_tagging_v_1.html
Im Übrigen gilt mein immer wieder gerne ausgesprochener Ratschlag "Versuch macht kluch" ...
Posted by: Markus Breuer | Monday, 11 October 2004 at 12:36
Ob man die Prozedur Kategorisierung, Verschlagwortung oder Tagging nennt, ist wahrscheinlich einerlei. Ihr Erfolg hängt genau von den "nachvollziehbaren Gründen" ab. Haben Anwender einen unmittelbaren Nutzen durch die Metadaten, dann werden sie eher bereit sein, diese einzugeben. Das trifft etwa zu, wenn sie jene Informationen beschreiben, die sie nachher selbst nutzen wollen.
Werden Texte für externe Konsumenten produziert, dann sieht die Sache ganz anders aus. Deswegen ist es beinahe aussichtslos, freie Journalisten, Redakteure oder sonstige professionelle Schreiber für eine solche Tätigkeit zu gewinnen - egal ob Tagging, Kategorisierung oder Verschlagwortung.
Posted by: Wolfgang Sommergut | Tuesday, 12 October 2004 at 11:16
Es reicht leider nicht aus, dass "Anwender selbst einen Nutzen" aus den Metadaten ziehen können. Ordnungssysteme sind ja fast immer auf "Nutzen später" ausgelegt. Trotzdem werden sie - ausser von peniblen Typen - kaum akzeptiert. Der Nutzen für die Anwender muss diesen auch unmittelbar ersichtlich sein (schnelles Feedback). Das ("unmittelbar ersichtlicher Nutzen") klappt bei einigen Implementierungen des Tagging-Konzepts ganz gut.
Und, Nein, dieses Konzept ist nicht identisch mit der klassischen Verschlagwortung. Viele Menschen neigen ja dazu (speziell wenn sie eine Zeit lang in Branchen tätig sind, wo tägliche angebliche Innovationen verkündet werden), Neues gerne erst einmal in der Rubrik "Hatten wir doch alles schon" abzulegen. Manchmal stimmt das. Manchmal nicht. Und manchmal haben kleine Unterschiede große Wirkung. Wie bei den kleinen Unterschieden zwischen Verschlagwortung und Tagging.
Eine weiterer essentieller Bestandteil dieses Konzepts ist es, dass ich es für mich oder (seltener) "meine" Gruppe mache. Diese Arbeit für andere zu machen, und gut zu machen, dazu bedarf es tatsächlich des oben beschriebenen peniblen Menschentyps. Und da dem die wenigsten angehören, klappt das meistens nicht (wie in den gewählten Beispielen Journalist, Redakteur).
Posted by: Markus Breuer | Tuesday, 12 October 2004 at 11:58
"Viele Menschen neigen ja dazu (speziell wenn sie eine Zeit lang in Branchen tätig sind, wo tägliche angebliche Innovationen verkündet werden), Neues gerne erst einmal in der Rubrik "Hatten wir doch alles schon" abzulegen."
Wer ein kurzes Gedächtnis hat, geht jedem Hype auf den Leim. Da reicht oft schon ein neuer Name, um solche Leute zu verzücken. Innovationen sind fast nie was völlig Neues, sondern sehr häufig Abwandlungen, Kombinationen oder Weiterentwicklungen von bereits Bekanntem.
Posted by: Wolfgang Sommergut | Tuesday, 12 October 2004 at 15:19
Yep! Und diese "Abwandlungen, Kombinationen oder Weiterentwicklungen von bereits Bekanntem" machen manchmal aus einem alten Hut eine erfolgreiche Innovation. Innovation ist zu mehr als 98% "Abwandlungen, Kombinationen oder Weiterentwicklungen von bereits Bekanntem" und nicht das Weltbewegende-noch-nie-Dagewesene.
Volle Sympathie für Resistenz gegen Marketingsprech! Aber, wer ein kurzes Gedächtnis hat, übersieht manchmal auch, dass das, was er als "Hype" erkannt und abgelegt hat, längst ein veritabler Markt geworden ist. Übrigens, was ist überhaupt ein Hype? Siehe die Definition bei Gartner http://www3.gartner.com/pages/story.php.id.8795.s.8.jsp#1.
Posted by: Markus Breuer | Tuesday, 12 October 2004 at 15:57