In Asien entwickelt sich ein neuer Trend: Fortsetzungsromane, die per SMS verteilt werden. Klingt zunächst vielleicht lächerlich. Scheint aber schon ein beachtlicher Markt zu sein. Dazu textually.org:
Following the release of Chinese cell phone novel "Out of the Fortress" in September, a mobile literature channel has now launched. The first story is a romance called 'Distance' which will be delivered by SMS, reports Mike Grenville for 160characters.org.
[...] “Distance”, written by Xuan Huang, a prominent new-generation novelist from Taiwan. [...] is a winding love story of a young couple that becomes acquainted because of a mis-sent SMS message. As Chinese characters are double-byte, the story only has 70 Chinese characters in each SMS message. The whole story is 1,008 Chinese characters told in 15 chapters with one chapter sent each day.
Chief executive officer of Linktone [dem "Verlag"] Raymond Yang claimed that “The initial market response has been very encouraging.”
Was mich interessieren würde - was ich aber leider mangels Chinesischkenntnissen nicht feststellen kann - ist, wie das Medium und dessen Rezeptionsgewohnheiten die Form dieser Geschichten beeinflussen. Siehe auch den Extremfall "Literatur als Wiki" bei "BabyDogSitter" und "Die! Vampire Die!".
Auch Weblogs eignen sich naturgemäß sehr gut für "Fortsetzungsgeschichten" (zumindest aufgrund ihres chronologischen Characters). Ich wundere mich wirklich, warum nicht schon mehr Autoren diese extrem preisgünstige Distributionsform für sich entdeckt haben. Selbst, wenn man damit kaum Geld verdienen kann, halte ich das für eine extrem autorenfreundliche Form, sein Publikum zu erreichen.
Aktuell lese ich selbst zum Beispiel den Wirtschafts-"Thriller" The Chinese Century von Danah Blankenhorn. Spannend geschrieben, aktuelles Thema und auch hier kann man sehr gut sehen, wie die Form (Weblog) Inhalt und Struktur bestimmt.
Auch in Deutschland würden so lustige SMS-Spielchen sicherlicher sehr schnell populär werden, wenn beispielsweise (wie in Japan) das Telefonieren in Zügen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln verboten wäre.
Posted by: heiko | Wednesday, 24 November 2004 at 09:35
und Blogs als Experimentierfeld für Bücher (Sachbücher wie Romane) gibt es auch. Ich kenne mindestens drei. Dabei geht es aber nicht in erster Linie um die konkrete Distribution, sondern um zwei andere Aspekte:
Zum einen darum, auf Teile ein direktes und schnelles Feedback zu bekommen, um ggf. noch zu justieren.
Zum anderen darum, bereits eine erste Leserschaft aufzubauen, sie dann später damit zu überraschen, dass es ein Buch wird - und damit Aufmerksamkeit und Käufer/ Leser zu bekommen.
Sehr spannend, das zu beobachten. Und das in das Konzept eines neuen Verlages einzubauen...
Posted by: der Haltungsturner | Wednesday, 24 November 2004 at 12:03
@ Haltungsturner
Würde mich interessieren, welche Blogs Du meinst.
Posted by: Bernd Röthlingshöfer | Wednesday, 24 November 2004 at 15:05
>und Blogs als Experimentierfeld für Bücher (Sachbücher wie Romane) gibt es auch
z.B. John Battelle's Searchblog
http://battellemedia.com/
Posted by: heiko | Wednesday, 24 November 2004 at 16:23
Besten Dank!
Posted by: Bernd Röthlingshöfer | Wednesday, 24 November 2004 at 16:57
Im Zusammenhang mit "Die! Vampyre, Die!" und "BabbyDogSitter" sollte man noch die verwendete Technik nennen: TiddlyWiki (http://www.tiddlywiki.com/) von Jeremy Ruston. Er schien selbst noch nicht recht zu ahnen, welchen Impact sein System haben könnte, und ging - aus seiner Sicht (eventuell) - zu früh an die Öffentlichkeit, während er aus Sicht der Entwicklergemeinde natürlich netterweise für einen Boom sondergleichen gesorgt hat, weil viele gleich auf die Entwicklung angesprungen sind und sie entweder fleißig anwenden (wegen der "low-end"-Technik eines JavaScript-Wiki ohne die Möglichkeit, persistente Änderungen vorzunehmen, ohne "server logic") oder eben einfach diese "server logic" hinzu entwickelten, z.B. unter http://aasted.org/wiki/ oder http://www.patrickcurry.com/tiddly/. Tolles Tool! Nur reichlich nackt, wenn JavaScript nicht eingeschaltet ist :-)
Posted by: Manfred | Thursday, 25 November 2004 at 09:51
hatte ich schon mal drüber verzählt (http://notizen.typepad.com/aus_der_provinz/2004/09/wikis_2_tiddlyw.html) und ich wollte mich nicht ständig auf mich selbst beziehen. die anerzogene bescheidenheit halt ...
tiddlywiki bietet btw durchaus auch ohne serverside-logik "persistenz" - ist nur alles ein wenig unelegant. tatsächlich finde ich ein rein lokales tiddlywiki, in das das speichern und widerherstellen etwas weniger umständlich laufen würde, als beim jetzigen ausgesprochen charmant.
vielleicht findet da ein findiger kollege noch einen weg
Posted by: Markus Breuer | Thursday, 25 November 2004 at 17:03