Nachdem die Marketing-Branche virtuelle Welten, speziell auch Second Life, entdeckt hat, interessiert sich nun offensichtlich auch die IT- und Consulting-Branche vermehrt für die Potenziale dieser neuen Plattformen. So hat nun selbst die alte Dame IBM ein Areal in Second Life erworben und möchte hier Erfahrungen mit "virtuellen Meetings", "Business Modelling", und anderen "seriösen Anwendungen" gewinnen.
Ich finde das unter anderem deshalb so spannend, weil ich vor etwas über einem Jahr zusammen mit einer Gruppe von Kollegen (aus meiner alte Firma und befreundeten Unternehmen), genau deshalb die ersten Schritte in Second Life gemacht habe, um "3D-Spiele-Technologie" für virtuelle Meetings und Online-Zusammenarbeit zu nutzen. Kaum ein Jahr später kommt IBM auf die selbe Idee. Ist doch kühl! (Nicht wahr, Dirk, Thomas?)
Wir haben relativ rasch gemerkt, dass Second Life zwar hochinteressante Perspektiven für diese Art Anwendung bietet, aber noch ein paar wichtige Tools fehlen (bessere Unterstützung für non-verbale Kommunikation zum Beispiel). Nichtsdestotrotz glaube ich, dass die Zukunft von Online-Meetings in virtuellen Welten stattfinden wird.
Dazu Irving Wladawsky-Berger, "vice president of technology strategy and innovation" bei IBM:
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The advantage over phone or video conferencing systems is that participants feel they are much more "there" – for example, it is far easier to identify who is communicating what at any one time. It also adds the scope to move away from a formal meeting to relax or "play", or perhaps hold a breakout meeting, all of which can help creativity.
Recht hat der Mann! Und mit einigem Aufwand kann man das auch recht effektiv mit VoIP und Videoconferencing verbinden. In diesem Zusammenhang sind auch die Experimente der Hightech-PR-Firma Text100 hochspannend, die kürzlich ein Office in Second Life geöffnet hat und hier sehr erfolgreich erste Meetings abhält. Siehe unter anderem auch den sehr professionell gemachten Promo-Film auf der Text100-Website. Präsentator des Films ist Aedhmar Hynes, CEO von Text 100 (bzw. ihr Avatar in Second Life).
Aber zurück zu IBM: Was an den Aktivitäten hier so spannend ist - finde ich - dass das ganze Projekt offensichtlich sehr langfristig angelegt ist und es nicht um einen kurz gesprungenen PR-Gag sondern mehr um Grundlagenforschung handelt. Dazu noch einmal ein Zitat:
The experiment is, however, already throwing up areas for serious consideration, not least the complexities that might arise with managing the licensing of the IP behind useful gadgets and add-ons. Less obvious and tangible issues will revolve around the development of etiquette and behavioral rules. "We are starting to address and define the issues and problems involved," he said.
He is also looking at the potential the system might have for furthering the disaggregation of business structures. At one extreme this could lead to their being no "businesses" as we know them today – everyone would be self-employed. More likely however, certainly in the mid-term, is that it could provide a very useful tool for companies and participants to manage and work with a project as a perceivable entity, with participants that could be drawn from many departments within the company, anywhere in the world, as well as business partners, customers and suppliers.
Das Letzte hat er nun mal 1:1 aus dem Setting von Snow Crash kopiert. Aber das wollen wir mal gnädig ignorieren. Tatsache ist, das viele Projekte in und um Second Life tatsächlich schon nach einem ähnlichen Modell ablaufen: viele Freelancer und ein paar kleine Sub-Unternehmener, die zusammen etwas auf die Beine stellen und die Second Life nicht nur als Entwicklungs- sondern auch als Collaborations-Plattform nutzen.
Ooops, und wie ich gerade gesehen habe, hat mein Mit-Erforscher von Second Life, Thomas, den IBM-Artikel auch gebloggt. Die Welt ist doch klein.
Hm. Wahrscheinlich ist die Welt gar nicht klein - nur betrachten wir beide den gleichen kleinen Ausschnitt. Lol.
Irgendwo anders ist gerade berichtet worden, daß Geschäftsreisen - gemessen an Flugreisen und Hotelbuchungen - dieses Jahr ein "all time high" haben wird. Offensichtlich funktionieren die ganzen Voicemeetings und andere Tools für online Besprechungen nicht gut genug.
Und ich habe immer noch Zweifel, ob die aktuellen (und absehbaren) Tools, die in aktuellen Virtuellen Welten angeboten werden (können), daran etwas ändern. Ist immer noch nicht "immersive" genug. IMHO.
Thomas.
Posted by: Thomas Schulze | Sunday, 24 September 2006 at 17:18