Auch die Musikbranche wirft ein Auge auf virtuelle Welten. Nachdem einzelne Künstler schon Gastspiele in Second Life gegeben haben (u.a. Suzanne Vega und Regina Spector) oder größere Projekte planen (zum Beispiel Duran Duran) kommt jetzt eines der weltgrößten Musiklabel nach Second Life. Sony BMG eröffnet ein eigenes Areal für Konzerte, Promotion und ECommerce.
Das Ergebnis ist beeindruckend, gestalterisch und konzeptionell. Ich hatte schon vor einiger Zeit Gelegenheit, einen Blick auf die Bauten zu werfen, und mein erster Eindruck war schlicht und einfach "Whow!" DNA Prototype (Künstlername eines Designers bei der Agentur Electric Sheep) hat einen phantastischen, futuristischen Entwurf umgesetzt, der nicht nur im Gesamtkonzept beeindruckt sondern auch eine Vielzahl von liebevollen Details aufweist.
Media Island (so der Name des Areals) besteht im wesentlichen aus einem Club, einer Chill-Out-Area, einer großen Konzertarena und 8 "fan zones", in denen ausgewählte Künstler von Sony BMG (u.a. DMX, Justin Timberlake, Ben Folds, Christina Aguileira) gefeatured werden. Und von denen kann man selbstverständlich auch gleich die neuesten Tracks kaufen - sogar in einem Format, dass man sie in Second Life "mitnehmen" und nutzen kann.
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Das Sony BMG Projekt markiert - ähnlich wie Virtual Laguna Beach - zweifellos einen Meilenstein in der Akzeptanz virtueller Welten als Marketing-Plattform durch Major Brands aus der physischen Welt. Sony BMG ist eine der größten Plattenfirmen (<- sorry für den Ausdruck; in Zeiten von Downloadmusik nicht mehr ganz aktuell) der Welt. Nachdem diese sich neuen Vertriebsformen (siehe MP3) lange Zeit völlig verschlossen haben, werden neue Wege für die Vermarktung nun agressiv gesucht und verfolgt.
Besonders interessant finde ich den Ansatz für den Musik-Vertrieb innerhalb von Second Life. Hier wird das Unternehmen sicherlich in absehbarer Zeit keine nennenswerten Umsätze erzielen können. Aber das Experiment ist mutig und wegweisend. Aktuell ist der Verkaufsprozess noch optimierungsfähig; genau wie die Anbindung an den existierenden Web-Content der Plattenlabel und Künstler. Beim Click auf die entsprechenden Elemente wird ein externes Fenster für den Browser geöffnet und der Benutzer "verläßt" die virtuelle Welt. Akzeptabel aber im Sinne eines genzheitlichen Erlebnisses sicherlich nicht optimal. Die Betreiberfirma von Second Life, Linden Lab, ist deshalb auch fieberhaft dabei, einen voll integrierten Browser auf Basis der Mozilla Engine in die Plattform zu integrieren. Aktuell gibt es aber leider noch Performanceprobleme.
Unabhängig davon ist SBMG's Media Island aber für jeden Resident von Second Life einen Besuch Wert. Das Ganze ist einfach ein Augenschmaus. Und die Monorrail-Bahn, die die Gebäude miteinander verbindet, ist sicherlich eine der besten Implementierungen eines schienengebundenen Fahrzeugs in Second Life. Reinsetzen und Staunen.
Dem Club und der Konzertarena sieht man deutlich an, dass hier ein Mann aktiv war, der sich schon vorher einen Namen als bester Ausstatter für Discos und Clubs in Second Life gemacht hat. Aber auch die anderen Regionen sind im besten Sinne "State of the Art", was Design in Second Life angeht.
Eröffnet wird das alles am 19. Oktober 2006 mit einem Life-Konzert von Ben Folds. Wir dürfen gespannt sein, wie die Server von Linden Lab den zu erwartenden Ansturm der Avatare aushalten.
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