Virtuelle Welten sind deshalb für manche Anwendungen so erfolgreich, weil sie einige "Features" einführen, die uns allen aus der physischen Realität bekannt, vertraut und wichtig sind. Alle diese Features sind nicht unbedingt einzigartig in virtuellen Welten (wie Second Life), werden dort aber auf besonders erfolgreiche Weise miteinander kombiniert. Dazu gehören zum Beispiel das Avatar-Prinzip und der Austausch von Präsenzinformationen.
Avatare sind (wenn man einmal von der 3D-Darstellung absieht), nichts bahnbrechend Neues. Viele Plattformen, von Yahoo, bis hin zum simplen Gravatar.com, bieten, in milder Form, die Möglichkeit, eine individualisierte Darstellung seiner Selbst zu präsentieren. Siehe auch Systeme wie IMVU oder das deutsche ComBOTS (das m.E. eher in der Kategorie "too little, too late" läuft). Menschen wollen auch im Web ein Gesicht haben, scheint es.
Präsenzinformation (wer ist gerade online) ist auch ein Feature, das zumindest seit den frühen Tagen von AIM zum Standard im Web gehört. Allerdings wird mir üblicherweise nur gesagt, wer von meinen Freunden und Bekannten online ist, nicht wo er oder sie ist. Plazes ist ein Tool, dass diese Lokalitätsinformation separat anbietet. Allerdings wird mir gesagt, wo sich diese Person in der physischen Welt befindet. Das ist manchmal wichtig. Spannend kann es aber auch sein, zu erfahren, "wo" im Web sich jemand gerade befindet. Nicht, um diesen jemand auszuspionieren, sondern um sich gemeinsam Dinge anzusehen, den Pfaden eines Freundes zu folgen u.ä.
Diese Möglichkeit bietet jetzt me.dium.com. Der Service existiert schon einen Moment länger. Ich bin aber erst jetzt darauf gestossen. Interessanter Ansatz: Ein Firefox-PlugIn zeigt mir, wo im Web sich Menschen auf meiner Kontaktliste gerade befinden und ich kann zum Beispiel dazustossen. Schöne Übersicht dazu bei GigaOM.
Scheinbar scheinen andere Menschen nahezu zeitgleich auf dieselbe Idee gekommen zu sein: Zweitgeist bietet nahezu die selben Funktionalitäten und kombiniert das zugleich mit einer Avatardarstellung. Letztere ist zwar extrem rudimentär und nicht unbedingt mein Geschmack. aber da kann man sicherlich noch optimieren.
Grundsätzlich finde ich beide Ansätze hochinteressant. Me.dium ist technisch perfekter mit ausgefeilten Privacy-Features und einem sehr durchdachten kleinen PlugIn. Zweitgeist reizt durch die Avatare (wobei ich mir noch nicht sicher bin, ob die in der derzeitigen Darstellung nicht zu störend sind). Ich bin einmal gespannt, was d'raus wird.
Zweitgeist gibt es schon ewig, das hiess früher Lluna und obwohl die idee sehr cool ist, hat es bislang die kritische masse nie erreicht.
Posted by: Nico | Tuesday, 30 January 2007 at 06:27
Ich fand Zweitgeist auf Dauer ein wenig nervig, insbesondere wenn man auf stark besuchten Seiten war, wie z.B. Google. Dann tummelten sich am unteren Bildrand einfach zu viele Avatare. Ich bin mittlerweile wieder ab davon und so geht es offensichtlich vielen.
Posted by: Heike | Tuesday, 30 January 2007 at 15:56
Wie auch schon bei mir erwähnt, ich bin mir nicht sicher, ob die Avatar-Darstellung (speziell in der bei Zweitgeist gewählten) Form so glücklich ist. Und ich denke, dass die Einschränkung auf die Darstellung im Rahmen einer "Friends-List" wie bei me.dium auch sinn macht. Trotzdem glaube ich, dass die Visualisierung von Ko-Präsenz grundsätzlich ein interessanter Ansatz ist.
Posted by: Markus Breuer (Pham Neutra) | Tuesday, 30 January 2007 at 17:22