Gemeinsam durch's Web zu ziehen ist nicht nur in virtuellen Welten möglich: Tools wie Zweitgeist oder Me.dium lassen auch auf normalen Websiten kleine Avatare erscheinen. Der Besucher kann unter anderem erkennen, wer von seinen Bekannten sich auch noch "hier" befindet. Ich hatte beide Tools schon letzte Woche erwähnt (me.dium und Zweitgeist - Avatare treffen sich im Web) möchte jetzt aber noch einen kleinen Nachtrag liefern.
Denn - deja vue - als ich gestern Spiegel Online durchblätterte, fiel mir der Artikel Das Netz menschlich machen auf, der sich ebenfalls mit Zweitgeist und Me.dium beschäftigt. Die Berichterstattung ist ein wenig euphorisch - klar, wenn man eben die Macher beider Dienste interviewt - und ignoriert einige der auftauchenden technischen Probleme und ungelöste Fragen für ein flüssiges User Interface. Trotzdem finde ich diesen Ansatz immer noch sehr interessant und bin gespannt, wie sich gerade Me.dium entwickeln wird. Zitat:
"In der realen Welt treffen sich HSV-Fans im Stadion - im Netz treffen sich ihre Avatare auf der HSV-Homepage", sagt Zweitgeist-Geschäftsführerin Christine Stumpf.
Sicher ein reizvoller Ansatz aber in der Praxis kann es dann auf viel besuchten Seiten schon etwas eng werden.
Und die Geschäftsmodelle, die beiden Firmen vorschweben erinnern schon sehr stark an Second Life (oder IMVU) und setzen wie diese auf die Eitelkeit der Menschen:
"Entwickelt sich der Avatar mehr und mehr zum ständigen Begleiter und Aushängeschild des Users im Cyberspace, wird dieser immer mehr Wert darauf legen, sich über sein virtuelles Ich anständig zu präsentieren", meint Steadman [Community Manager bei Me.dium] "Je menschlicher das Netz wird, desto mehr Geld lässt sich darin verdienen."
Spannend in diesem Zusammenhang auch die Replik Es geht nicht um Technik von Martin Recke auf dem Fischmarkt zu meiner Kritik am neuen OTTO-Vista aus der letzten Woche (OTTO Vista - Ist das die Zukunft des Shoppings?). Martin lässt es sich nicht nehmen - ist ja auch sein Job - jegliche Kritik zur proprietären Systemarchitektur des Shops mit dem Argument abperlen zu lassen, dass es nicht um Technik sondern um "neue Formen der Warenpräsentation und um Emotion" ginge. Da hat er sicher recht. Allerdings werden die vorwiegend über die geschmähte "Technik" (Vistas schwuppende und drehende 3D-Fenster) erreicht. Selbstverständlich geht es im Web um (cleveren Einsatz von) "Technik".
So etwas ist zweifelsohne schick und sorgt für eine attraktivere Produktpräsentation als statische Bildchen auf einer Webseite. Was mir aber ebenso wichtig für erfolgreiche Shopping-Konzepte im Web erscheint, ist die Abbildung des kollaborativen Einkaufsvergnügens. Einkaufen im Web macht einsam. Shoppen geht man (frau) mit der Freundin. Das geht in Second Life schon heute ganz natürlich (siehe Virtuelle Welten bringen das Shopping ins Netz zurück). Und Me.dium und Zweitgeist zeigen interessante Ansätze, wie man das ins gute alte Web abbilden könnte, ohne gleich das Web 3.d aufzubauen.
Technorati Tags: second life, virtual worlds, web 3.d
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