Fragt SinnerSchraders Art Director Matt Balara anlässlich der Vorstellung des neuen, Microsoft-Vista-basierten OTTO-Shops - den ein SinnerSchrader-Team für OTTO und Microsoft entwickelt hat. (Download für Vista-User hier.) Das war vielleicht als rethorische Frage gemeint, aber ich denke, dass fast jeder EBusiness-Experte, der die Entwicklung der letzten 15 Jahre verfolgt hat, darauf antworten muss: "Vielleicht, aber hoffentlich nicht!"
Ich muss mit Kritik hier ein bisschen vorsichtig sein, da die Kollegen von SinnerSchrader ja Wettbewerber sind. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich kein sehr "kompetitiver Typ" bin - eher ein agnostischer Nörgler. Was mich an der Zukunftsfähigkeit dieses Projekts zweifeln lässt, ist wirklich nicht der Neid. :) Es ist die Tatsache, dass es sich um einen Online-Shop handelt,
- der nur auf PCs mit Microsoft Vista (unter Aero) läuft
- den ich downloaden muss, bevor ich ihn nutzen kann
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das für einen Rückschritt halte. Auch wenn Microsoft Vista in 2 - 4 Jahren vermutlich das meistverwendete Betriebssystem sein mag, ist es für Endanwender sicherlich nicht wirklich angenehm, für jeden Shop eine separate Applikation herunterladen zu müssen.
Das Microsoft den Ansatz cool findet, sich sich von Standards wie dem Worldwide Web zu entfernen und das Internet vorwiegend mit proprietären Windows-Applikationen zu nutzen, kann ich nachvollziehen. Ich denke aber, dass diese Vorstellung sogar für Unternehmen, die auf Microsoft-Software setzen, nicht gerade angenehm ist. Dafür gibt es eine Menge gute Gründe, deren Erörterung hier aber zu weit führen würde.
Vielleicht habe ich den Post aber auch missverstanden und Matt meint damit wirklich nur das Visual-Design und nicht die Systemarchitektur. Das Design des Vista/OTTO-Shops ist nett, kein Zweifel. Eine Offline-Applikation auf einem leistungsstarken Rechnen mit 3D-Grafikkarte bietet schon ein paar nette Möglichkeiten, die es im Web auch mit Flash oder Java standardmäßig so nicht gibt. Und die Vista-typischen Spielereien mit Bildausschnitten, die sich "im Raum" drehen und hin und her "whoooshen", sind schon nett anzuschauen.
Ob das allein, ergänzt um Funktionalitäten wie Mix&Match (Kleidung per Drag&Drop kombinieren), ausreicht, die Zukunft des Shoppings zu definieren, mag jeder für sich entscheiden. Ich hoffe, dass da ein noch paar Ideen mehr entwickelt werdem und "Shopping" im Internet auf Dauer mehr sein wird, als nur in einem Katalog zu blättern. Im Kern des "Shopping-Vergnügens" in der physischen Realität stehen ja kollaborative, soziale Ansätze und die räumliche Nähe und inhaltliche Diversität vieler verschiedener Anbieter (siehe auch Shopping in virtuellen Welten).
Aber, damit ich nicht missverstanden werde: der OTTO-Vista-Shop ist schon nett geworden. Er ist und bleibt eine wirklich schöne Technologie-Demo für die Aero-Oberfläche von Vista. Da haben die Kollegen von SinnerSchrader ein sauberes Stück Arbeit abgeliefert. Unabhängig von jeder Detail-Kritik und allen Meinungsverschiedenheiten zur Architektur: Chapeau!
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