Die gesprochene Sprache kommt nach Second Life. Wie heute Nacht auf dem offiziellen Blog der Betreiberfirma Linden Lab gemeldet, beginnt nächste Woche der Betatest des neuen Voice-Chat-Features von Second Life. Es wird sich dabei nicht um eine simple Voice-Chat-Funktionalität handeln. Man hat offensichtlich den Ehrgeiz, echtes 3D-Voice-Conferencing zu realisieren, dass auch die Position der Avatare stereoskopisch abbildet und selbstverständlich Nähe und Distanz berücksichtigt.
Voice in Second Life will offer high-quality communication capabilities with 3D “proximity-based” voice communication. This technology uses spatial awareness, taking distance, direction, and rotation into account, for a more realistic experience. Basically, you’ll be able to tell who is talking in a group since the voice will sound like it’s coming from that direction.
Entwickelt wurde die Lösung zusammen mit den Firmen Vivox (die auch heute schon eine krude Lösung für Second Life anbieten) und Diamondware.
Mancher mag darin nur einen weiteren Kanal für die Kommunikation sehen. Tatsächlich halte ich das aber für eine sehr bedeutende Ergänzung des Feature Set von Second Life. Die Plattform dürfte für viele Anwendungen (speziell die Online-Zusammenarbeit, Meetings, Konferenzen etc.) dadurch deutlich besser nutzbar werden. Schon heute spielt in diesen Bereichen Voice eine große Rolle. Nur muss man dazu mehr oder wenige umständliche Kombinationen mit anderen Tools wie Skype oder Shoutcast einsetzen. Die nahtlose Integration von Voice in den SL-Client wird diese Kopfstände überflüssig machen und alles in allem zu einem wesentlich "glatteren" Ablauf bei Meetings und Konferenzen führen.
Dieser Schritt zeigt einmal mehr, wie wichtig Linden Lab die Platzierung von Second Life als professionelle Kommunikations- und Präsentationsplattform ist.
Nicht alle Anwender begrüßen diese Neuerung ohne Vorbehalte. Das mag auf den ersten Blick verwunderlich wirken. Ist es aber nicht, wenn man die Ursprünge von Second Life bedenkt: es ist für manche ein zweites Leben und der Avatar eine alternative Persönlichkeit, die mit der Person "dahinter" in der physischen Realität nicht viel zu tun haben muss. Männer treten als Frauen auf (und umgekehrt), Jugendliche als seriöse Erwachsene usw. Der sanfte Zwang, nun die eigene Stimme hören zu lassen, macht einige dieser Illusionen zunichte. Sprach-Kommunikation verlangt zudem ein höheres Maß an Aufmerksamkeit und schränkt gewisse Nutzungssituationen ein. Jemand, der Second Life "nebenbei laufen" läßt, wird sich in Zukunft wundern, wenn er auf einmal unerwartet angeschrieben wird.
Gesprochene Sprache benachteiligt zudem die, die sich sprachlich - zum Beispiel in der Primär-Sprache einer Konversation - nicht so gut ausdrücken können. So sind einige Deutsche zum Beispiel zwar in der Lage, verständliches Englisch zu schreiben. Das kostet sie aber Zeit und die eigene Aussprache mag der Verständlichkeit des Gesagten nicht immer förderlich sein. Man wird abwarten müssen, welche Konsequenzen das für die aktuell sehr multikulturelle, globale Gesellschaft in Second Life hat und welche Auswirkungen für die Akzeptanz der Plattform sichtbar werden.
Alles in allem bin ich aber zuversichtlich, dass die Gesellschaft von Second Life auch diese Änderung verdauen wird,
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In der Tat werden da einige Träume zerplatzen und sich "Freundschaften" ggf. "umsortieren".
Trotz der Ankündigung der Lindes, das Sprachtool auf einem anderen Server laufen zu lassen, können wir auch auf die technischen Auswirkungen gespannt sein.
Und zweifellos werden wir uns dann an werbende Sprachbots gewöhnen müssen ...
Spannend bleibt es dennoch ...
Besten Gruß
Don Niven
Posted by: Don Niven | Wednesday, 28 February 2007 at 10:39
Gerade in dem verstehen und verständlichmachen in einer fremden Sprache sehe ich ein Problem; oder anders den Vorteil im Chat. English ist ja nicht nur in SL die "universelle" Sprache. Spannend wird es aber wenn sich mit nicht Muttersprachlern unterhalten will (jeder der ein Meeting mit Franzosen auf englisch geführt hat weis wovon ich rede). Hier ist der Chat eindeutig im Vorteil da es keine Artikulationsschwierigkeiten gibt. Ich geniese es auch (noch) mal schnell ein Wort nachzuschauen, welches ich nicht verstehe. Der Chat ist dafür langsam genug, bei Sprache wird das kaum möglich sein.
SL wird davon nicht zugrunde gehen aber ich denke das es den Trend zu "Ländern" mit gleicher Sprache verstärken wird und die internationalität darunter leiden wird.
Posted by: Lars Heine | Wednesday, 28 February 2007 at 18:06
Ich sehe die zusätzliche Sprache auch nur positiv, besonder für business Anwendungen. Wenn man sich bereits in RL kennt wird es oft produktiver sein, miteinander zu sprechen. Die räumliche Implementierung sollte die 3D Erfahrung weitgehend aufrecht erhalten.
Ich glaube aber auch dass man in vielen Situationen weiterhin Text vorziehen wird. Da es international einfacher ist, da es etwas asynchroner ist, d.h. man muß nicht sofort antworten und kann daher mehrere Kommunikationskanäle gleichzeitig bedienen. Es wird aber einfach nett sein, die Möglichkeite zu haben nach erfolgreicher und Vertrauensaufbauender Text Konversation auf Sprache umsteigen zu können.
Posted by: German Guru | Thursday, 01 March 2007 at 10:39
Hi,
ich finde die Sprach-Integration (auch) nicht grade super. Damit wird irgendwie das Avatar-Konzept kaputt gemacht. Zumindest sollte man für den Client schnell Audio-Verfremdung (oder Neu-Synthetisierung, z.B. Formantenverschiebung) einbauen. So könnte man zumindest den Sound dem Avatar anpassen.
Zusätzlich wäre dann eine Text-to-Speech Funktion sinnvoll.
Auf der anderen Seite kann man so natürlich lustige Dinge wie nen Ghettoblaster einach umsetzen ...
:)
Jan
Posted by: Jan Bengia | Thursday, 01 March 2007 at 15:28
Ja, die in einen Voicechatraum platzenden "Soundterroristen" kennt man ja schon von anderen Plattformen. Ich vermute, davon werden wir dann sicherlich auch innerhalb von SL einiges zu hören bekommen. Generell sehe ich die Sprachintegration eher als unproblematisch, ja sogar förderlich an. Ich denke, das diese Integration eher zu einer Kommunikationsvariation führt, welche sowohl das Schreiben, als auch das gleichzeitige Sprechen kombiniert. Zum Einen sind da schon die besagten Probleme bei der Kommunikation in anderen Sprachen, zum Anderen gibt es Dinge, von denen man nicht wirklich möchte, das der Nachbar hört, was man Avatar X gerade ins Ohr flüstert. Da wird die IM Nachricht wohl die bessere Alternative bleiben. Was ich auch als Problematisch ansehe, sollten plötzlich mehrere Texte auf mich einprasseln, kann ich die hintereinander abarbeiten. Gesprochene Nachrichten sind, einmal angekommen, aber nicht wieder aufrufbar. Also wird man wahrscheinlich, wenn es sich um wichtige Nachrichten dreht, von denen man möchte, das der Empfänger es wirklich realisiert, auf text basierte Kommunikation zurückgreifen, und wenn es einfach nur um den schnellen Informationsaustausch geht, den zeitsparenderen Voicechat verwenden. Diese Ansicht ergibt sich für mich, wenn ich mein Derzeitiges Nutzungsverhalten in SL mit zusätzlichen Programmen, wie Skype betrachte.
Gruß Vin
Posted by: Vin Tomsen | Saturday, 03 March 2007 at 14:56
Das nächste, was passieren wird, um in SL auch bei Voice Comunication "anonym" zu bleiben, werden "Voice-Konfiguratoren" sein. Wenn man Klamotten und Gebäude konfigurieren kann, dann geht das auch mit Stimme. Und ein neues Geschäftsmodell hat man dann auch.
Posted by: Howi | Saturday, 03 March 2007 at 16:55
Sehr interessante Überlegung von Jan:
"Ich denke, das diese Integration eher zu einer Kommunikationsvariation führt, welche sowohl das Schreiben, als auch das gleichzeitige Sprechen kombiniert.
Genau das wird passieren. Eine neue Art, zu kommunizieren. Wir verlassen die 3-D Welt und gehn nach 4-D. Unglaublich das alles. Grüße aus München
Posted by: Grandolf | Sunday, 11 March 2007 at 21:13
sorry, Kommentar war von Vin Tomsen
Posted by: Grandolf | Sunday, 11 March 2007 at 21:15