Nachdem ich in den vergangenen Wochen immer wieder einmal Gerüchte über Adobe's neues Apollo-Projekt lesen konnte, hatte ich heute nachmittag zum ersten Mal Gelegenheit, mir das Teil in Ruhe anzusehen (na ja, ehrlich gesagt: zeigen zu lassen). Zwar sind im Web schon einige Informationen verfügbar, aber es war mir halt doch zu mühsam, mir auf diesem Weg den aktuellen Stand der Dinge zusammen zu klauben.
Da traf es sich gut, dass Adobe in den gestrigen Nachmittagssessions auf der ETech 07 eine Produktvorstellung hatte. Und die war beeindruckend. Apollo liegt zwar bisher nur in einer Alpha-Version vor, aber die ersten Anwendungen (von Adobe selbst und den ersten Kunden) laufen - und machen eine sehr guten Eindruck. Wer sich selbst überzeugen möchte: auf Adobe's Apollo-Website kann man sich ein paar Beispiele (sowie Apollo selbst, die Doks, PlugIns für Eclipse etc.) herunterladen und sich ein eigenes Bild verschaffen.
Dem Nicht-Techie ist auf den ersten Blick vielleicht schwer zu vermitteln, was Apollo genau ist. Ich will es trotzdem in möglichst einfachen Worten versuchen: Apollo macht es möglich, mit web-typischen Entwicklungswerkzeugen wie HMTL, JavaScript und Flash, Anwendungen zu entwickeln, die unabhängig von einem Browser (und sogar unabhängig von einer Internet-Verbindung) funktionieren.
Eine Apollo-Anwendung kann im Prinzip genauso aussehen, wie eine in einer "normalen" Programmiersprache entwickelte Desktop-Applikation. Insoweit ist Apollo zunächst einmal nur eine weitere Alternative für die Softwareentwicklung. Der große Vorteil (ähnlich wie bei Java): Apollo-Applikationen laufen ohne Anpassung auf allen wichtigen Betriebssystem: Windows, Mac-OS und Linux.
Ein weiterer Vorteil ist die trotz der grundsätzlichen Unabhängigkeit vom Browser schon sehr enge Kopplung mit dem Web. Apollo-Anwendungen können extrem einfach Inhalte aus dem Web holen, darstellen und verarbeiten. Ein Anwendung wie Apple's iTunes zum Beispiel, die zwar als lokales Programm läuft, (im Shop-Teil) aber ständig Abbildungen, Texte etc. aus dem Web holt, ist mit Apollo extrem einfach zu erstellen. Vorhandene Anwendungen im Web können mit Apollo relativ einfach um Desktop-Komponenten ergänzt und ggf. auch offline-Fähig gemacht werden. Ein etwas ausführlicheres Video dazu hier.
Ebenfalls sehr elegant ist die nahtlose Zusammenarbeit zwischen Flash und HTML/CSS/JavaScript. Viele Browser machen da heute immer noch mehr weniger Stress, erlauben es nicht HTML und Flash halbtransparent übereinander zu legen, haben Probleme mit dem Datenaustausch zwischen JavaScript und Flash. Apollo räumt damit komplett auf und erlaubt es wirklich die Stärken der beiden Umgebungen (HTML/CSS/JavaScript und Flash) voll auszuspielen und miteinander zu kombinieren. Die Abbildung hie rechts zeigt zum Beispiel einen simplen Mashup aus Google-Maps mit einer kleinen Flash-Applikationen (deren Menü am linken Rand zu sehen ist).
An was ich in diesem Zusammenhang wieder denken musste, war die "Zukunft des Web-Shoppings" in Form des Vista-basierten Otto-Shops. Apollo (kombiniert mit Flash 9) würde es im Prinzip möglich machen, einen solchen Shop so zu implementieren, dass er in nahezu identischer Form in einer Website oder als Desktop-Applikation (unter Windows, Mac-OS und Linux) zu benutzen wäre. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich es wirklich für eine gute Idee halten würde, einen solchen Shop als abgeschlossene "Applikation" zu bauen. Dazu bin ich ein zu großer Freund des offenen, intensiv vernetzten Webs. Aber zumindest hätte man dann eine Lösung, die nicht nur auf eine Betriebssystem-Plattform beschränkt wäre. Beinharten Microsoft-Fans mag das sicherlich als irrelevant erscheinen. Ich denke aber, es würde die Flexibilität des Gesamtsystems deutlich erhöhen - sowohl für die Kunden als auch für den Betreiber.
Spannend! Apollo hat m.E. wirklich das Zeug, quasi ein Acrobat für Anwendungen zu werden. Abwarten muss man natürlich, inwieweit sich Microsoft das gefallen läßt. Denn, wenn es nach MS geht, sollen die coolen Anwendungen natürlich unter Vista laufen, und zwar nur unter Vista!
Laut http://labs.adobe.com/wiki/index.php/Apollo:Documentation:Alpha_Release_Notes#Supported_platforms
wird Linux zumindest in der Alpha-Phase nicht unterstützt. Schade.
Oder hast Du da neuere Infos von der ETech?
Posted by: Stefan Waidele | Friday, 30 March 2007 at 18:41
also wenn es um microsoft'sche WPF / Expression anwendungen geht, die laufen genauso auch unter XP (sp2 + .net framework 3.0)! Aero glass, das ja ein Vista feature ist, gibts dort natürlich nicht.Die Performance von WPF ist unter Vista besser, weil dort ja die Grafikkarte das rendern übernimmt.
Posted by: rolf | Monday, 02 April 2007 at 14:17