Den schlagenden Beweis dafür, dass Rechenleistung endgültig eine "Commodity" geworden ist, stellen Amazons Web Services dar, insbesondere Amazon S3, Amazon EC2 und Amazon SQS. Mich haben diese "Dienste" schon eine ganze Weile lang fasziniert, aber ich hatte jetzt auf der ETech zum ersten Mal Gelegenheit, das live und in Farbe zu erleben. Erst während eines Vortrags von Werner Vogels, CTO von Amazon, danach in der Pause am Amazon-Stand.
Für die, die das noch nicht kennen: S3 ist mietbare Speicherkapazität bei Amazon, EC2 ist vollständig automatisiertes (und dynamisch skalierbares) "Hosting" und SQS ist eine Messaging-Infrastruktur, die lose gekoppelte Services effizient und zuverlässig miteinander verbinden kann. Klingt abstrakt ist aber nichts anderes als ein Nährboden für Startups im Web, die sich ganz auf ihre Geschäfts konzentrieren wollen und keine Lust haben, sich um den Betrieb eine Rechenzentrums zu kümmern - und kein Geld haben, eines aufzubauen.
Oder, um das Ganze etwas plastischer darzustellen: Wenn Sie eine coole Idee haben, wie Sie mit einem neuen Service im Web reich werden können, bieten S3, EC2 und SQS eine Möglichkeit, diese Idee extrem kostengünstig, zuverlässig und skalierbar ins Netz zu stellen. Dazu müssen Sie diese Idee zunächst (nur) einmal auf einem Linux-Server implementieren. Amazon nimmt ein "Image" dieses Servers entgegen und läßt diese Software dann auf Systemen im eigenen Rechenzentrum laufen; zuverlässig und ausfallsicher, für 10 Cent pro Stunde.
Hat diese Idee einen durchschlagenden Erfolg und es nutzen soviele Leute Ihren Service, dass Ihr Server in die Knie geht ... kein Problem: ein simpler Befehl und Amazon stellt innerhalb von 2 - 3 Minuten einen weiteren Server daneben, und noch einen und noch einen und noch einen. Ebenfalls für 10 Cent/pro Stunde. Ist am Wochenende oder Nachts nicht mehr so viel los auf Ihrer Website, werden die zusätzlichen Systeme einfach abgeschaltet - und kosten auch nichts mehr.
Werden dabei große Datenmengen generiert und müssen gespeichert werden? Kein Problem: Bei Amazon S3 kostet ein Gigabyte Datenlagerung nur 15 US Cent pro Monat. Datentransfer 20 Cent pro Gigabyte. Wer sich nicht mit diesen Themen beschäftigt, dem sagen Zahlen natürlich nichts. Aber unabhängig davon, dass diese Preise wirklich sehr günstig sind, der große Vorteil der Amazon Services ist die Flexibilität. Kunden zahlen immer nur exakt soviel Rechenleistung und Speicherkapazität, wie sie gerade jetzt benötigen. Hohe Anfangsinvestitionen entfallen. Aus Investitionen werden variable Kosten.
Genauso entfällt die Notwendigkeit für das Know-how, ein eigenes hoch verfügbares Rechenzentrum zu betreiben. Das kann man getrost eine Firma überlassen, die sowieso darauf angewiesen ist, dass ihre Server 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche laufen.
Rund um diese Services entwickelt sich schon eine kleine Service-Industrie. Die Firma Rightscale.com bietet zum Beispiel an, das Hoch- und Runterfahren der EC2-Server automatisch zu managen. Wenn man eine Anwendung betreibt, bei der hohe Lastschwankungen an der Tagesordnung sind, kümmert sich Rightscale darum, weitere Server bereitzustellen oder auch wieder herunterzufahren. "Faszinierend", wir Mr. Spock sagen würde.
Und nicht vergessen: das alles passiert zu Preisen, die nahezu unschlagbar sind. Die tatsächlichen Kosten hängen naturgemäß von der Auslastung ab, typische Kosten in der Startphase liegen aber bei maximal ein paar hundert EUR pro Monat.
Wenn ich heute einen web-fokussierten Startup gründen würde, würde ich mir sehr gut überlegen, ob ich mir eigene Server hinstelle. Das Amazon-Angebot klingt einfach zu gut. Zumindest macht es sicherlich Sinn, die großen Downloads und meist nachgefragten Dateien (zum Beispiel alle größeren Abbildungen) bei S3 abzulegen, um die eigenen Festplatten und Leitungen zu schonen. Dem einen oder anderen, der seinen Server am liebsten unter dem Schreibtisch stehen hat, mag das alles nicht besonders reizvoll vorkommen, aber kaufmännisch macht es extrem viel Sinn.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass in zwei bis drei Jahren die meisten web-fokussierten Unternehmen (wenn es nicht gerade Riesenunternehmen sind) ihre Web-Applikationen so betreiben werden. Und ich glaube nicht, dass Amazon mit diesem Angebot allein bleiben wird. (Siehe auch Opening Up to Collaboration in der BusinessWeek)
In der Tat, ein Angebot, das man nur schwer ablehnen kann. Frage mich, ob die das auch außerhalb USA anbieten ...
Posted by: KP Frahm | Wednesday, 28 March 2007 at 10:39
Die AWS (S3, EC2, SQS) kann man von überall nutzen. Die sind in keinster Weise nur auf die USA beschränkt.
Jeff Barr, sowas wie der AWS Evangelist, hat letztens ein sehr, sehr interessantes Interview zu AWS gegeben.
Dort kam auch das Thema SLA auf. Soweit ich weiss, ist das der einzige wirkliche Punkt, der den AWS immer noch fehlt um sie wirklich universell interessant zu machen, und nicht nur fuer Startups.
http://www.itconversations.com/shows/detail1728.html
Posted by: Benjamin Reitzammer | Wednesday, 28 March 2007 at 13:37
okay das hier is riesen schwachsinn aleine der server kostet im monat über 70 euro + traffic + hdd ca. 300 euro. meine hetzner server kosten mit trafficflat 50 euro im monat. ganz ehrlich dieser artikel wurde von einem unwissendem geschrieben der wohl keine ahnung hat! (zu meiner persohn ich betreibe ein webhosting unternehmen und kenne mich mit server u.ä. aus.)
Posted by: L. K. | Wednesday, 27 June 2007 at 23:18
Lieber L-Punkt K-Punkt,
Danke für den Kommentar. Es tut immer gut, professionelles Feedback von jemandem zu bekommen, der sich auskennt. Und, wenn es dann noch sachlich und höflich rüberkommt, ist das besonders toll.
Hinsichtlich der Bewertung von S3 und EC2 haben sich aber vielleicht doch kleine Missverständnisse eingeschlichen. Das sind keine Angebote für Klein Fritzchen oder die Homepage der Bäckerei Müller. Der Vorteil dieser Lösungen ist die dynamische Skalierung. Wenn ich eine Anwendung laufen habe, die einen großen Teil der Zeit mit geringer Last läuft und täglich, monatlich, jährlich hohe Lastspitzen auszuhalten hat - wie viele professionelle Web 2.0 Projekte - sind die Amazon-Lösungen konkurrenzlos. Ich kann innerhalb von 2 Minuten meine Kapazität verzehnfachen ... und genau so schnell wieder herunterfahren (und zahle nur, was ich aktuell gebrauche). Da letzte Mal, als ich nachgesehen habe, konnte Hetzner (bei denen ich auch mal zufriedener Kunde war) das noch nicht.
Posted by: Markus Breuer (Pham Neutra) | Thursday, 28 June 2007 at 11:42