Die Produkte und Projekte, die ich mir in den letzten Tagen hier in San Diego ansehen durfte, sind natürlich alle sehr, sehr unterschiedlich. Das geht von beinharten Programmierertools über klassische Web-2.0 Community-Projekte, Plattformen für die Entwicklung von Spielen bis hin zu Hosting-Plattformen wie Amazon's Webservices EC2, S3 und SQS. Trotz aller dieser Unterschiede gibt es aber ein Stichwort, das in keiner Präsentation fehlen dürfte: Open API. Alle Anbieter sehen es als mehr oder weniger erfolgsentscheidend an, eine offene Schnittstelle anbieten zu können, über die man die eigene Software von anderen Programmen aus steuern bzw. mit anderer Software kombinieren kann.
Keiner der Präsentatoren kam auch nur auf die Idee, keine offene API für sein Produkt zu haben, eine Schnittstelle, die selbst Wettbewerbern jederzeit offen steht. Ich halte das für einen hochspannenden Trend. Diese Schnittstellen, über die unter anderem die legendären Mashups erstellt werden können, sind einer der wesentlichen Innovationstreiber im Web geworden. (Wem "Mashup" nicht auf Anhieb etwas sagt: das sind die Anwendungen, die zwei oder drei vorhandene Services kombinieren, etwas eigene Intelligenz hinzufügen und - voila - einen neuen Dienst kreiieren, den keiner der Softwareentwickler der beteiligten Programme auch nur erahnt hätte.)
Vielen Firmen und Entwicklern der "alten Schule" ist die Idee, den Zugang zur eigenen Software - und dann noch über das bekannt gefährlich Internet! - offen zu legen, völlig fremd. Gerade, wenn man sich das "deutsche Internet" ansieht, ist das auch noch sehr ungewöhnlich. Viele Unternehmen sehen so etwas eher als Sicherheitsrisiko denn als Chance an. (Selbst DAS Vorzeigeunternehmen im deutschen Web 2.0 hat zum Beispiel erst letzte Woche angekündigt, in naher Zukunft eine solche Schnittstelle einzurichten.)
Das ist fatal und verschenkt eine Menge Innovationspotential. Die letzten 1 - 2 Jahre im Web haben das sehr deutlich gezeigt. Die Chancen offener Schnittstellen sind weitaus größer als die Risiken. Wollen 'mal hoffen, dass sich diese Erkenntnis auch hierzulande bald durchsetzen wird.
Angesichts des Innovationspotentials ist es erstaunlich, dass das Internet-Unternehmen schlechthin seine bedeutendste API geschlossen hat. Google stellt zwar noch eine Menge APIs zur Verfügung, die SOAP Search API jedoch wird seit dem 5. Dezember letzten Jahres nicht mehr betrieben. Schade.
Posted by: Andreas | Tuesday, 03 April 2007 at 23:08
Ich müsste nachsehen, wann und warum das geschehen ist. Dazu hat Google bestimmt Stellung bezogen. Unzweifelhaft ist, dass Google sicherlich das Unternehmen mit den meisten zugänglichen APIs ist, Da würde ich mir um das Vertrauen von Google in die Macht der APIs keine Sorgen machen. :)
Posted by: Markus Breuer (Pham Neutra) | Wednesday, 04 April 2007 at 07:20