Als ich gerade einen der letzten Posts auf dem Google-Blog las (I now pronounce you monetized) war das wie eine Erleuchtung. Seit einigen Jahren trage ich (und ander) die Idee mit mir herum, dass Werbung und eCommerce auf eine Art miteinander verschmelzen werden, dass wir beides nicht mehr wiedererkennen werden. Ich habe das gemeinsame Kind der beiden mal "ubiquitous commerce", kurz Ubicommerce oder uCommerce genannt und den Begriff dann später auch (selten) im Web wieder gefunden.
Ubiquitous CommerceDie wesentliche Idee beim Ubiquitous Commerce ist simpel. Jedes Objekt, das ich irgendwo an einem Bildschirm sehe, kann ich kaufen. Der Nachrichtensprecher hat eine schicke Krawatte? In der Vorabendserie steht eine coole Kaffeemaschine im Wohnzimmer? Klick mit der rechten Maustaste, Buy auswählen und schon bin ich auf der Seite eines Shops oder des Herstellers. Ein Klick mehr und das Ding wird mir einen Tag später geliefert.
Der YouTube Weddingparty Case
Diese Idee ist nicht neu und wurde tatsächlich schon in einigen "interactive TV" Projekten ausgetestet. Mit überschaubarem Erfolg. TV ist definitiv nicht das ideale Medium für diesen Ansatz und die Verknüpfungen ins Web noch sehr krude. Das wird aber nicht so bleiben. Je mehr das "Fernsehen" übers Web kommt, desto einfacher ist die Verknüpfung in die Welt des eCommerce. Das geniale Hochzeitsvide Jill Peterson and Kevin Heinz's wedding party (10 Mio. Views in nicht mal einer Woche) auf YouTube macht es vor.
Die Musik in diesem Video kann direkt aus dem Video heraus gekauft werden. YouTube bietet seit einiger Zeit entsprechende Overlay-Funktionen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. In der Woche, in der das Video raketenartig in die YouTube Topten schoß, kletterte "Forever" von Chris Browne (die Musik im Video) auf Platz 4 der iTunes-Charts und auf Platz 3 der MP3-Charts bei Amazon. Da klingelt die Kasse - und zwar richtig! Das freut nicht nur die Inhaber der Musikrechte sondern auch YouTube bzw. Google, denn das Unternehmen partizipiert natürlich nach einen Affiliate-Prinzip an diesen Verkäufen. Ich wage einmal die Behauptung, dass das nur ein erster Schritt ist - aber ein wichtiger. Musik hat den Vorteil, dass sie schon zu einem großen Teil online verkauft wird. Die Brücke zum eCommerce ist leicht zu schlagen. In dem Maße, indem auch alle anderen Produkte eCommerce-enabled werden, können auch diese problemlos in ähnlichen Projekten eingesetzt werden. Jetzt stelle man sich noch eine Bilderkennungs-Software vor, die mehr oder weniger automatisch verkaufsfähige Produkte in Fotos und Videos identifiziert ... Ich denke, bei YouTube (und nicht in den diversen kruden IP-TV Pilotprojekten), sehen wir gerade, wie sich das nächste große Monetarisierungsmodell für "free" Entertainment entwickelt. Sehr, sehr spannend! Spannend auch die Frage, welche Versandunternehmen sich schon aktiv darauf vorbereiten, in dieser Welt Rollen einzunehmen, wie sie iTunes und Amazon für den Online-Handel schon heute haben? Wird es neue Player geben? Werden die alten Player rechtzeitig die Chancen erkennen oder das Geschäft Amazon überlassen?
Posted via email from _notizen
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