Warum verwenden immer noch so viele Menschen Microsoft Office? Es gibt doch Open Office ...
Warum benutzen so viele Leute PhotoShop? Es gibt doch Gimp ...
Warum kaufen so viele Leute iPods und iPhones? Es gibt doch viel billigere MP3-Player ...
Warum knacken nicht mehr Leute ihre iPhones? Es gibt doch viel billigere Verträge als T-Mobiles ...
Ganz einfach: Viele Open-Source-Software wird von Entwicklern für Entwickler geschrieben. :) Da ist nichts böses dran, aber ... die Mehrzahl der potentiellen Anwender sind keine Entwickler. Sie haben andere Bedürfnisse, andere Vorkenntnisse, andere Einstellungen zum Thema, sie haben ein anderes "Mentales Modell", wie man im Kontext des UCD-Prozesses manchmal sagt. Das ist bei Software, die für Entwickler gedacht ist, bei Webservern, Datenbanken und Compilern, kein Problem. Da stimmt die "Ziel-Persona". Für andere Arten von Software ist das Fehlen der Endanwender als mit-entscheidender Stakeholder im Entwicklungsprozess tödlich. Zumindest dann, wenn man Zielgruppen außerhalb der Entwicklergemeinde erreichen will. Es gibt Ausnahmen, selbstverständlich. Das eine oder andere Open-Source-Projekt hat über die Jahre ein ordentliches Finish erhalten. Manchmal gibt es sogar lesbare Dokumentationen. Manchmal gibt es Organisationen oder Firmen, die sich um die Distribution der aktuellen Version (kombiniert mit passenden Dokus und Support) kümmern. Aber das sind Ausnahmen. Weil "Nur-Anwender" im Geschäftsmodell von Open-Source kein Standing haben. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: ich halten "Offenheit" und Open-Source-Software für ne richtig tolle Sache. Und ich habe kein Problem damit, beides einzusetzen ... wenn es (für mich) funktioniert. Software muss für mich in erster Linie funktionieren, zuverlässig funktionieren. Dafür zahle ich gerne. Wenn sie dann noch "offen" und "quellcodeoffen" ist, ist das ein added value. Aber kein Selbstzweck.
Posted via email from _notizen
Einen Hack - nichts anderes ist der iPhone-Jailbreak - kann man nicht mit eigenständiger OpenSource-Entwicklung gleichsetzen ... Schon in der Frageliste ist leider völlig undifferenziert zusammengeworfen, was nicht zusammengehört.
Im Gegensatz zum schlechten Aufhänger stimmt im zweiten Vergleich allerdings manches. Allerdings ist proprietäre Software ebenfalls "oft so schlecht", was man leicht feststellt, wenn man den Blick mal nicht bloß auf die Flagschiffe verengt.
Posted by: marcus | Tuesday, 15 September 2009 at 13:04
@marcus: Ein solcher Blogartikel ist keine wissenschaftliche Arbeit sondern eine persönliche Meinungsäußerung. "Was zusammengehört" ist eine sehr persönliche Entscheidung :)
Der Aufhänger Jailbreak ist genau das: ein "Aufhänger". Ich habe recht deutlich gemacht, dass er "mich ... an meine Zweifel erinnert hat", was m.E. nicht impliziert, dass das Thema des Aufhängers deckungsgleich mit dem des folgenden Textes ist ... Dass Sie ihn für "schlecht" erachten, tut mir leid.
Dass es auch schlechte "proprietäre Software" gibt, würde ich nach mehr als 25 Jahren Erfahrung damit niemals in Abrede stellen :) Das habe ich aber glaube ich auch nicht getan, und es war nicht Thema dieses Beitrags. Thema war, dass es für die oft mangelhafte Benutzerorientierung von quelloffener Software einen systemischen Grund gibt und dieser - keine sinistre Verschwörung - einer der Gründe für den immer noch ausbleibenden Erfolg dieser Software abseits der Entwicklergemeinde ist.
Wenn die Entwickler proprietärer Software die gleichen Fehler machen, wie diejenigen quellcode-offener Anwendungen, hat die Software alerdings ähnliche Mängel. :) Alles andere wäre verwunderlich. Es gibt jedoch für kommerzielle Software Marktmechanismen, die auf die Hersteller Druck ausüben, diese Fehler zu vermeiden. Bei Open-Source-Projekten wirken diese Mechanismen - leider - nicht.
Ein geradezu exemplarisches Statement dazu, wie Entwickler hier gelegentlich Usability-Probleme ihrer Arbeiten bewerten, findet sich hier: http://notizen.posterous.com/freiheit-vs-sicherheit-and-bequemlichkeit-das#comment
Posted by: Markus Breuer (Pham Neutra) | Wednesday, 16 September 2009 at 04:23
Die Lösung zu den (IMHO übertrieben) dargestellten Problemen liegt doch ganz einfach darin, dass man die Open Source _Entwickler_ nicht mit ihren Projekten alleine lässt, sondern sich ganz _Open_ am Entwicklungsprozess beteiligt. Man muss nicht immer programmieren, um an einem offenen Projekt teilnehmen zu können. Mitmachen heißt hier die Devise, nicht meckern ;-)
Posted by: michaels | Friday, 09 October 2009 at 22:10
Lieber Michael, es gibt gute Gründe, warum sich Nur-Anwender nicht an diesen ach so _open_ Entwicklungsprozessen beteiligen. Sprech einfach mal mit welchen, die es versucht haben. Wenn Du keinen kennen solltest ... überleg vielleicht mal, warum die so selten sein könnten (ich meine damit: such nach Erklärungsmodellen abseits von "die sind ja nur zu faul für konstruktive Mitarbeit").
Und, dass Dir - als erfahrenem Entwickler - die Probleme "übertrieben dargestellt" vorkommen, die ich - der DAU - damit habe, ist, glaube ich, nicht wirklich verwunderlich, oder ;-)
Posted by: Markus Breuer (Pham Neutra) | Saturday, 10 October 2009 at 08:10