Wer dieser Tage auf die einschlägigen Blogs und Websites der "Digital Natives" schaut, wird relativ häufig Kommentare zu Murchoch's Vorhaben, seine Publikationen aus der Google-Suche herauszunehmen, finden. Selbst auf Spiegel Online kommentieren die Web-Zuständigen unter dem Tenor "Das muss schiefgehen!" Frank Patalong schreibt zum Beispiel (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,662779,00.html):
Murdoch scheint zu glauben, dass die Nachrichten seiner Unternehmen dem Web fehlen werden, wenn er sie dem kostenlosen Web entzieht. Das ist natürlich ein Irrtum, denn das Gros der Nachrichten macht News Corp. ja nicht, sondern berichtet sie nur: Die Themen sind nach wie vor da, für alle zu lesen
Viele andere Beiträge auf Twitter, Weblogs etc. stimmen ein.
Ist das wirklich so einfach? Spielen für die Leute "News-Marken" wirklich keine Rolle mehr, solange die News halt irgendwo anders durch Google zu finden sind? Ich denke, dass es ganz so einfach nicht ist. Ich selbst bin schon noch viel bei Spiegel, FTD und Handelsblatt im Web unterwegs, obwohl die "News" doch auch über andere Aggregatoren zu finden wären. Ich denke nicht, dass ich damit allein bin.
Und die Strategie von Microsoft, Bing durch exklusive Vereinbarungen mit Content-Lieferanten (und Zusatzdienste wie Wolfram Alpha) aufzuwerten und Google so Marktanteile abzugraben ist auch nicht per se zum Scheitern verurteilt. Die Gründe dafür hat Gisu Yoon in einem Satz zusammengefasst (http://blog.ginsudo.com/2009/11/23/google-killer/).
If the New York Times and Wikipedia are de-indexed from Google, I’m going to stop using Google in favor of the search engine that has those two.
Da ist etwas Wahres dran. Ich denke, guter Content (und guter Journalismus) ist immer noch etwas wert und die Leute werden bereit sein, dafür (kleine) Beträge zu zahlen. Ob das mit den heute üblichen Bezahlsystemen funktionieren wird, da bin ich mir nicht sicher. Springers Ansätze in Deutschland halte ich aus diesem Grund für ziemlich riskant. Content zu bezahlen ist derzeit einfach zu umständlich - insbesondere, wenn man sich den gar nicht so unwahrscheinlichen Fall vorstellt, dass jemand ein Dutzend Premium-Content-Lieferanten abonnieren möchte. Soviele Apps und Abrechnungsvereinbarungen zu handeln ist schon mehr als ein bisschen umständlich. Eine ubiquitäre Plattform, die es - wie einst bei Btx - möglich macht, für den Aufruf einer Seite 1 Cent zu berechnen (oder gar weniger) wäre da meines Erachtens eine bessere und weitaus Erfolg versprechende Lösung. Bequemlichkeit (Usability) siegt. Aber noch gibt es diese Plattform nicht ...
Da ist es einfacher, sich das "paid" von "paid content" von einer anderen Firma zu holen, wie es Murdoch mit Microsoft Bing vorhat. Das wird Microsoft ordentlich etwas kosten, aber (nochmal Ginsu Yoon dazu):
Sure it’ll be expensive to acquire the best content, but Microsoft’s got more cash than Google.
Vielleicht hat Microsoft nun endlich eine Taktik gefunden, wie es seine prall gefüllte Börse effektiv gegen Google einsetzen kann. Das muss man abwarten. Einfach zu sagen, "Das geht nicht, weil das Web so nicht funktioniert" halte ich zumindest für etwas vermessen und verfrüht.
Posted via email from _notizen
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